X Marks The Pedwalk

Anläßlich der Veröffentlichung des neuen XMTP-Albums "Drawback" beschlossen wir, nach Münster zu fahren, um Sevren Ni-Arb persönlich in seinen T.G.I.F.-Studios zu besuchen und ein Loch in den Bauch zu fragen. In Ermangelung eines Automobils waren wir gezwungen, mit dem Zug nach Münster zu fahren, wo uns der Meister persönlich vom Bahnhof abholte. Wir werden Euch nun die Highlights eines höchst interessanten und amüsanten Nachmittags präsentieren:


Musik ist für mich immer auch Geschäft


Sevren Ni-Arb schreibt und produziert nicht nur die Musik für das Projekt X Marks The Pedwalk, das aus ihm selbst und seinem Bruder Raive Yarx besteht, sondern produziert auch seine Nebenprojekt wie z.B. Hyperdex-1-Sect (mit dem New Mind-Musiker Jonathan Sharp) oder PAX, das er zusammen mit Heiko Daniel, dessen Solo-Projekt ECO er auch produziert, betreibt. Als wirklicher Produzent hat er z.B. an der letzten Steril oder der neuen Orange Sector Hand angelegt.

Geht es Dir bei X Marks The Pedwalk eher darum Platten zu verkaufen, um den Spaß oder künstlerisches Output?
X Marks ist mein Baby. Deshalb mache ich das in erster Linie für mich selbst. Aber ich investiere Zeit und damit auch Geld, und die Plattenfirma investiert ebenfalls in mich, also bin ich bestrebt, Alben zu machen, die sich gut verkaufen. Musik ist für mich immer auch Geschäft. Es bringt mir nichts, ein Liebhaberalbum zu produzieren, das sich nur fünfzig mal verkauft, das höre ich mir nicht wieder an.

Bist Du denn eher Künstler bzw. Handwerker oder eher Musiker bzw. Produzent?
Beides. Ich schreibe die Musik und die Texte, bin also kreativ, und die anschließende Produktion ist dann eher Handwerk.
(Überlegt lange, dann aber:) Ich glaube, ich würde mich eher als Produzent bezeichnen. Vor allem, wenn es um kommerzielle Club-Sachen geht, die ich natürlich auch selbst komponiere, bin ich mehr Produzent als Musiker.

Wie läuft Deine Arbeit im Studio überhaupt ab? Machst Du jeden Tag Musik?
Das ist ganz unterschiedlich, weil auch völlig andere Tätigkeiten in einem ganz normalen Betrieb wie meinem Studio anfallen: ich muß also auch mal Buchführung und ähnlichen Kram machen. Es kann auch vorkommen, daß es Monate gibt, in denen ich nicht so viel arbeite, denn ich will ja kein Studio sein, das man einfach nur mietet, sondern möchte schon von den Projekten leben, die ich selber mache. Es kann deshalb auch durchaus vorkommen, daß ich zwei Wochen am Stück keinen Synthie anfasse; wenn ich keine Lust habe, kann ich auch nicht kreativ sein.
Im Moment versuche ich, etwas mit ein paar anderen Künstlern zusammen zu machen. Es ist nicht ganz einfach, Künstler zu finden, die Ausstrahlung haben und mit denen man auch etwas machen kann. Hinzu kommt, daß es sehr viel Zeit verbraucht, Probe-Takes zu machen und dann Melodien zu schreiben, die auch zur Stimme passen usw. Zwischendurch macht man immer noch ein paar Clubnummern, die man dann zu versemmeln versucht. Das kann auch durchaus Stangenware sein: das ist der Trend - hinsetzen, machen, verkaufen und fertig.

Wenn andere Bands ihre Musik von Dir in Deinem Studio produziert haben wollen, greifst Du dann auch richtig ins Songwriting ein?
Ja, auf jeden Fall. Es kann durchaus vorkommen, daß ich das Material, das die mir vorlegen, komplett umschreibe, wenn ich der Meinung bin, daß es dadurch besser wird. Zum Glück wissen daß aber eigentlich alle, die mich ums Produzieren bitten, und sind demzufolge auch nicht abgeneigt. Ich habe halt meine eigenen Vorstellungen, wie Musik zu klingen hat. Die Grenze, die mir dabei aber oft gesetzt ist, ist das finanzielle Budget der einzelnen Bands und somit auch die Zeit, die sie bei mir im Studio haben, so daß ich mir ggf. zwei oder drei Songs raussuchen muß, die das Potential zu mehr haben und die ich mir dann eben um so intensiver vorknöpfe.

Der Elektro-Bereich ist ungefähr so innovativ wie eingeschlafene Füße


Obwohl sie seit dem Break mit der Facer-Maxi viele alte Fans verschreckt haben, gelten X Marks The Pedwalk mehr denn je als innovative Musiker. Man integriert seitdem kompromißlos Techno-, House- und Dance-Elemente in die Musik, und das Experiment ist in diesem Fall geglückt: X Marks The Pedwalk sind mit den neuen Platten besser und außergewöhnlicher denn je.
Wie ist es denn überhaupt zu dem Stilbruch gekommen?
Irgendwann ist es dir einfach zu wenig. Es gibt ja viele Hobby-Bands, die sich Equipment kaufen und genau die Musik machen, die sie selbst auch toll finden. Die setzen sich jedes halbe Jahr mal zusammen und versuchen, ein Album zu machen. Das ist im Prinzip schon fast Eigenbefriedigung mit möglichst geringem Aufwand. Aber für mich als jemand, der jeden Tag mit Musik zu tun hat, ist das einfach zu wenig. Es lohnt sich für mich auch überhaupt nicht, weiterhin Skinny Puppy nachzueifern: man überlege sich nur mal, wie viele SP-Plagiate es gibt, und daß es nicht eine annähernd geschafft hat, diesen Status zu erreichen, sowohl von musikalischer als auch von finanzieller Seite. Leg' ein paar alte SP-Scheiben ein und hör' Dir dann ein paar neue Veröffentlichungen an, und Du weißt, wo der Elektro-Bereich heute steht: das ist ein feuchter Dreck im Gegensatz zu früher. Es kann einfach nicht angehen, daß eine Szene sich nur noch selbst kopiert. Sogar die kommerziellsten oder idiotischsten Musikstile entwickeln sich. Es gibt dort immer mal wieder Songs, wo man denkt: "Das war aber mal wieder ein Brett!", und das gibt es in der Elektro-Szene doch überhaupt nicht mehr.

Das neue Album setzt aber den Weg der "Meshwork" nicht einfach fort, sondern steht für sich ganz alleine. Es klingt wie keine der übrigen XMTP-Veröffentlichungen und wie etwas anderes schon mal gar nicht.
Du kannst Drawback einfach nicht einordnen. Es gibt keine Schublade, in der ohnehin schon 170 Alben sind, in die Du es stecken kannst; nicht mal zur Meshwork. Ich konkurriere mit niemandem mehr: die Leute sollen es einfach lieben oder hassen. Ich habe überhaupt nichts gegen schlechte Kritiken. Das war mir auch vor Veröffentlichung der Meshwork klar, aber da scheiße ich drauf, denn ich habe es allemal geschafft, daß die Leute aufhorchen. Und jetzt beim neuen Album stehen sie davor und müssen es komplett neu bewerten. Das ist wirklich interessant, daß so etwas geschehen ist.

Sevren produziert natürlich auch seine eigenen Sachen im Club-Sektor, aber interessieren ihn auch Musikrichtungen, die nicht mit Synthies und Computern arbeiten?
Es gibt so viele Musikrichtungen, dich mich viel mehr interessieren, bei weitem interessanter sind und vor allem viel mehr Spaß machen als der Elektro-Sektor! Der Elektro-Bereich ist ungefähr so innovativ wie eingeschlafene Füße.
Auch neben den Club-Sachen gibt es viel Musik, die mir gefällt: z.B. diese Girlie-Groups. Das ist was Neues, Dynamisches und Freches.

Und wie sieht es mit klassischer Musik aus?
Interessieren würde mich das schon, aber das ist ja alles arsch-schwer. Ich ziehe sowieso meinen Hut vor der Klassik. Man muß sich mal überlegen, welchen Aufwand die Komponisten damals für ein einziges Stück getrieben haben, das wir heute nach etlichen Jahren immer noch hören und immer noch geil finden! So was kann ich einfach nicht, auch wenn ich eine klassische Klavierausbildung genossen habe, von der ich aber nicht mal mehr die Hälfte weiß. Man muß sich einmal klarmachen, daß die Komponisten sich damals teilweise gegenseitig zu überbieten versucht haben, was grandiose Kompositionen anbetrifft: Einer hat ein Stück vorgelegt, und ein anderer hat sich genötigt gefühlt, das sofort wieder zu übertreffen! Und heute kopiert nur jeder jeden...

Nee, um Himmels Willen


X Marks The Pedwalk machen ja schon seit Anfang des Jahrzehnts Musik und waren auch eine der ersten Bands auf Zoth Ommog.
Wie habt Ihr denn selbst angefangen, Musik zu machen?
Wir haben die Musik selbst gehört - das waren die klassischen Bands wie Skinny Puppy, Klinik oder Front - und dann gesagt: "So etwas wollen wir auch machen." Ich war damals so 16 oder 17.

Offenbart der Song "Mi_X Marks the Pedwalk" denn so ein bißchen Wehmut an die alten Tage? Würdest Du die Musik im Prinzip schon gerne noch mal machen?
(völlig entsetzt) Neee, um Himmels Willen! Das hat mit Wehmut nichts zu tun, sondern war einfach ein netter Gag. Ich bereue nichts von dem, was ich früher gemacht habe, und die alten Alben haben auch alle ihre Berechtigung, aber ich würde heute nie wieder solche Musik machen wie damals.

Warst Du früher denn so ein richtiger Szene-Typ, der auch in Clubs rumhing?
In meinen Anfangszeiten bin ich oft in Clubs gegangen: Zwischenfall oder Fabrik. Damals war ich auch DER Gruftie, wie man ihn sich vorstellt, mit einen halben Meter hochgestellten Haaren und all dem Quatsch.Und ich sehe heute natürlich noch Leute, die ich schon vor zehn Jahren kannte, für die sich überhaupt nichts geändert hat: die sehen aus wie damals, reden wie damals und hören Musik wie damals. Deshalb habe ich mich irgendwann von der Szene distanziert, weil ich das ganze negative Weltuntergangsgequatsche nicht mehr hören konnte.
Wenn ich mir unsere Welt betrachte, dann haben wir damit doch etwas so schönes und kostbares, das wir jeden Morgen betrachten können und bewahren sollten, und deshalb bin ich auch froh, daß ich lebe.

Trotzdem ließ der gute Sevren auch durchblicken, daß er die "alten" Zeiten schon ein wenig vermißt oder zumindest gerne daran zurückdenkt:
In zwei Wochen kommt das U-Tek-Album raus. (schwelgerisch mit leuchtenden Augen) Da freue ich mich schon drauf. Das ist so ein Album, bei dem all die Nostalgiker zugreifen müssen. Das Lustige an der Sache ist, daß wir damals (1993) schon ein Album fertiggestellt hatten, das aber wegen Vertriebsproblemen nicht herausgekommen ist. Insofern ist es eine Genugtuung zu wissen, daß es jetzt doch erscheint. Für mich war es besonders spannend, die alten Titel mit dem Alex zusammen durchzuhören, weil wir die Songs selbst nicht mehr kannten. Wir haben uns teilweise weggeschrieen vor Lachen, aber auch gestaunt, was wir damals schon für abgefahrene Musik gemacht haben.

Habt Ihr die Songs noch bearbeitet oder genauso gelassen, wie Ihr sie damals gemacht habt?
Wir haben die Synthies ja gar nicht mehr und ich weiß überhaupt nicht, mit welchen Programmen wir das gemacht haben.

Tjaja, so kommen wir dann von Hölzchen auf Stöckchen und Sevren erzählt uns - den "Jungen", die die 80er zumindest in musikalischer Hinsicht nicht bewußt miterlebt haben - aus der Zeit, in der EBM zu den innovativeren Musikrichtungen gehörte:
Es war ja früher so, daß es zwei Labels gab, von denen man wußte, daß man bei deren Platten blind zugreifen konnte: Play It Again, Sam und Antler Subway. Da hast Du Dir die Platten nicht vorher angehört. Du kamst in den Laden und die Verkäufer, die ich eh kannte, haben Dir zehn Platten auf den Tisch gelegt, die hast Du eingepackt, 100 Mark gezahlt und Ende. Und glaub’ man ja nicht, daß da eine Band geklungen hat wie eine andere, nicht annähernd: jede hat irgendeinen anderen Scheiß gemacht!

Irgendwas anderes muß da noch kommen...


Das neue XMTP-Album ist gerade erst erschienen und das Jahr neigt sich dem Ende zu. Was können wir denn von Sevren Ni-Arb im nächsten Jahr erwarten?
Als nächstes werde ich mich wohl mit dem Heiko an ein neues PAX-Album machen. Dann gibt’s vielleicht ein Hyperdex-1-Sect-Album, wobei da noch einige vertraglichen Probleme ausgemerzt werden müssen.

Nachdem es zur Meshwork leider, leider keine Konzerte gegeben hat und damit die letzte Tour schon gut 4 Jahre zurückliegt, dürfen die Fans diesmal zumindest hoffen, X Marks live zu erleben.
Da ich sehr viel zu tun habe, wird mir höchstwahrscheinlich die Zeit fehlen, ein Live-Konzept zu entwerfen und mir für eine Tour frei zu nehmen. Obendrein hängt es ja nicht nur von mir ab: Mein Bruder muß ja auch noch Zeit haben und ohne Estefania möchte ich nicht auftreten, weil ich dann die Songs, bei denen sie singt, weglassen müßte.
Vielleicht wird es im nächsten Frühjahr aber einzelne Konzerte geben. Dabei würde ich gerne wieder die akustische Seite mit visuellen Aspekten bereichern. Ich spiele mit dem Gedanken, etwas mit Tänzern zu machen. Die sollen dann natürlich nicht im Vordergrund stehen, sondern einfach ein gut abgestimmtes Beiwerk sein, damit die Augen auch die Möglichkeit haben zu schweifen. Beim achten Stück interessiert es den Konzertbesucher nämlich nicht mehr, ob da ein Yamaha- oder XY-Synthie steht oder ob mein Bruder gerade Drums spiet - und um die CD nur laut zu hören, bezahlt man keine 30 Mark.

Aber Sevren weiht uns auch noch in einige andere, noch nicht ganz spruchreife Pläne ein, deren Verwirklichung aber nicht undenkbar ist:
Für die Zukunft schweben mir allerdings auch noch andere Gedanken im Kopf rum. Zumal ich auch noch nicht so alt bin (28), möchte ich schon noch etwas anderes machen. Irgendwas anderes muß da noch kommen. Immer nur Musik zu machen, reicht einem irgendwann nicht mehr. Es könnte zum Beispiel gut sein, daß ich nächstes Jahr vielleicht mein eigenes Label gründe - dann aber für den Underground-Club-Bereich. Aber da steht auch noch nichts fest.
Der Multi-Media-Bereich interessiert mich sehr, zumal ich begeisterter Computer-Spiele-Freak bin. Die Sounds für ein Computer-Spiel zu machen wäre auf jeden Fall eine Arbeit, die mich sehr reizen würde.

Science Fiction, ganz klar!


Was sollte das dann für eine Art von Spiel sein?
Science Fiction, ganz klar! Pompöse Grafik, spannend und viel Ballerei - dann ist der André dabei! Ich warte z.B. schon die ganze Zeit händeringend auf Wing Commander - Prophecy. Dieses Spiel wird sofort meins sein. Ich werde mir dann auch noch eine 3D-Karte kaufen müssen, da komme ich dann nicht drum herum. Ich könnte ohne Probleme jeden Monat 1000 DM für Spiele ausgeben. Es gab auch Phasen bei mir, in denen ich mir pro Monat vier oder fünf Spiele geholt habe. Dann gehe ich aber auch morgens ins Studio, mache den Rechner an und spiele - und zwar so lange bis ich das Spiel durchgespielt habe. Wenn ich weiß, daß, wenn ich jetzt ein Level schaffe, hier das Feuerwerk abbrennt, dann kann ich nicht Musik machen!

Es folgte eine ausgedehnte Unterhaltung über Computerspiele, bei der jeder auch ein wenig mit seinem Rechner rumprotzen mußte (wären Frauen anwesend gewesen, hätte man das wohl Balzgehabe genannt)...
Da dachte ich mir, ich protze ein bißchen mit meiner Technik, und dann kommt der hier an mit einem 166 MMX und der Mystique. (Anm.: Tja, jetzt könnt Ihr mal raten, ob damit der Rechner vom Z oder vom 2xR gemeint ist. Ernstgemeinte Zuschriften bitte unter Angabe des Stichworts "XMTP" an die Redaktion!)
...aber Sevren konnte noch einige produktive Ideen für das nächste XMTP-Album daraus ziehen:
Das wäre ja noch die Idee überhaupt: die nächste X Marks The Pedwalk als CD-Rom-Adventure. Es gibt dann genauso viele Level wie Songs auf dem Album, und wenn man das jeweils nächste Level erreicht, darf man einen Song hören. Das wäre ja genial. Oder man könnte auch ein richtiges Action-Spiel machen...

Und wenn man sich gut über Science Fiction-Computerspiele unterhalten kann, liegt es nahe, sich auch noch über Science Fiction-Filme zu unterhalten.
Der letzte genialste Film, den ich in letzter Zeit gesehen habe, war "Contact" Von dem Film werden viele auch sagen, daß er scheiße ist, aber das waren zwei Stunden tolles Kino. "Star Wars" gehört natürlich auch zu meinen absoluten Lieblingsfilmen, wobei ich auch Filme wie "Club der toten Dichter" mag. Das war damals eine lustige Geschichte: Ich wollte mit Steffi (Anm.: Das ist Estefania, die auch bei einigen Stücken singt und gleichzeitig seine Verlobte ist) und ihrer Schwester ins Kino in irgendeinen Action-Film gehen. Aber dann waren die beiden am rumnörgeln und sagten, sie wollten lieber in den "Club der toten Dichter". Da Steffis Schwester aber sehr kunst- und kulturorientiert ist, hatte ich zunächst das Schlimmste befürchtet, war hinterher aber sehr positiv überrascht.

Zur Zeit fahre ich auch total auf "Voyager" ab und habe mir alle Folgen auf Video geholt. Bei "Next Generation" sind die Charaktere einfach nicht so gut. Und beim Pilotfilm von "Deep Space Nine" bin ich nach 10 Minuten eingeschlafen.

Hier entbrannte zunächst eine heftige Diskussion, bei der die Entry-Fraktion darauf pochte, daß es ja gar nicht sein könne, daß man als SciFi-Fan "Voyager" besser findet, weil schon allein Cpt. Janeway um Lichtjahre schlechter als Cpt. Picard ist; aber kurz bevor die Diskussion in einer Schlägerei endete (bei der T.G.I.F., weil in Unterzahl, sicher den kürzeren gezogen hätte, hähä), konnte man sich glücklicherweise noch darauf einigen, daß ja Deep Space Nine eh am schlechtesten ist.

Sevren wollte gerne den Sound zu einem Computer-Game machen, wie wäre es denn mit Film-Musik?
Ich weiß nicht, ob ich es mir zutrauen würde, aber Film-Musik zu machen würde mich auch mal sehr reizen. Das Problem ist aber, daß man an diese Jobs so gut wie gar nicht herankommt. Zum einen haben die ihre eigenen Tonstudios, die solche Sachen produzieren, und zum anderen geben die so etwas wie die Film-Musik, die sehr entscheidend für die Dramaturgie eines Filmes ist, nicht einfach in die Hände eines Anfängers, der ich auf diesem Gebiet wäre.
Aber für den Sound im Kino zuständig zu sein, wäre überhaupt eine Tätigkeit, die mich interessieren würde, denn teilweise ist der wirklich schlecht gemacht.

...daß sie jetzt über Sex und Ficken singen...


Gegen Ende des Interviews kamen wir dann noch einmal auf das Musikbiz im allgemeinen und die Elektro-Szene im speziellen zurück. wir philosophierten über die Aussagen von Bands, speziell aus dem Charts-Bereich, wie z.B. von den Spice Girls.
Mit den ganzen Statements in der Musik wäre ich sehr vorsichtig. Musik ist Geschäft, nichts anderes. Spice-Girls ist ein Geschäft. In Amerika ist die ganze Vermarktung noch viel extremer als hier, denn dort sagen sich die Plattenbosse: "Wenn ich 10 Mil. $ verdienen will, muß ich eben erstmal 5 Mil. $ investieren", und das ist in Deutschland nicht so. Gerade der hochkommerzielle Markt ist von vorne bis hinten durchgestylt. Wenn die Plattenfirma den Spice-Girls sagt, daß sie jetzt über Sex und Ficken singen, dann machen die das oder sie sind raus aus dem Geschäft. Ein politischer Anspruch entsteht immer erst dann, wenn man entdeckt, daß Leute darauf reagieren und dafür Geld ausgeben.

Aber warum diskutiert man in der Entry überhaupt über Bands wie die Spice Girls, werden sich vielleicht einige von Euch frage, aber auch zum Thema nicht-szenetypische Musik weiß André noch ein paar passende Worte zu sagen:
Es ist sowieso ein interessantes Phänomen in Szenen, speziell aber in der schwarzen, daß zunächst über irgendwie "andere", szenefremde Musik abgelästert wird und wenn dann auf einmal einige Leute, die möglichst Elektro-mäßig aussehen müssen, zu der Musik tanzen, wird es ein Riesen-Hit. Genauso ist es bei ECO: der bekommt durchweg schlechte Kritiken, aber Du mußt Dir mal die Verkaufszahlen angucken, die liegen weit über X Marks The Pedwalk.

Nachdem wir schon wissen, daß Sevren früher ein ganz schöner Draufgänger in den Tanztempeln der Nation war, wollen wir nun auch wissen, wie heute seine Freizeit aussieht und ob es ihn immer noch in irgendwelche Discos zieht.
Ich gehe überhaupt nicht viel in Clubs. Wenn ich aus dem Studio draußen bin, bin ich froh, daß ich erstmal wenig mit Musik zu tun habe. Außerdem bin ich eher der ruhigere Typ; nett Essengehen oder in die Kneipe setzen ist mehr mein Ding.
Außerdem bin ich Stier, also ein sehr häuslicher, familiengebundener Mensch und brauche deshalb auch gewisse Konstanten in meinem Leben.

Dies sind neben der Familie die Verlobte Stefanie und der höchst agile (dies konnte man leicht an den überall sehr behaarten Autositzen ablesen) Beagle Ella.
Zuletzt wollten wir - als lupenreines Szene-Fanzine - noch wissen, ob Sevren sich denn wenigstens durch das aufmerksame Studium diverser Musik-Gazetten auf dem laufenden hält, was in der Szene so passiert.
Ich lese kaum Musik-Magazine. Ich hole mir oft Computer-Magazine, also Spiele-Magazine, bloß nichts zu theoretisches. Ich brauche viele Bilder. Heute habe ich mir aber z.B. eine Ausgabe der Zeitung "Mein Hund" gekauft, weil diese ein Rasse-Portrait über den Beagle enthält; und da freut sich die Steffi.


Ein Monster-3D-Dankeschön geht an Meister Sevren Ni-Arb für einen großartigen Nachmittag und die sehr zuvorkommende Behandlung! Wir werden alles tun für die statistische Berechnung des perfekten XMTP-Hits...
Ach ja, einige Musiker haben es auch nicht nötig, auch wenn es ihnen unserer bescheidenen Meinung nach zustehen würde, sich in Eigenlob der Marke "Wir sind haujobb, die einzige innovative Elektro-Band Deutschlands" zu ergehen, sondern wissen einfach, was sie leisten, und bemühen sich, objektiv über ihre Arbeit zu reden.

2xR / Z