C-TEC

THE NEXT GENERATION

CYBER-TEC-PROJECT heißen jetzt schlicht C-TEC und haben ihr erstes Fulltime-Album veröffentlicht. Mit dem Namenswechsel hat für die Band auch eine neue Dimension der musikalischen Umsetzung ihrer Ideen begonnen, haben sie doch neben dem Namen auch das Line-Up geändert: Jonathan Sharpe verließ die Band und statt seiner werkelt jetzt Marc Heal (CUBANATE, ASHTRAYHEAD) mit Ged Denton (CRISIS) und "The Duke" Jean-Luc DeMeyer (nein, nicht David Bowie!) bei C-TEC. Trotz einiger Irrungen und Wirrungen hat dann doch ein Interview mit "Mister 242" DeMeyer geklappt, das wir Euch natürlich nicht vorenthalten wollen. Direkt von der Cyber-Front (nettes Wortspiel, gell?) melden sich Z und 2xR:

Entry: Viele CYBER-TEC-Junkies haben nach Eurer Debut-EP sehnsüchtig auf ein neues Lebenszeichen von Euch gewartet. Warum hat es so lange gedauert, bis die Arbeiten an "darker" beendet waren?

C-TEC: Nun, das Album war schon im April dieses Jahres komplett fertig, aber es hat einige Monate gedauert, bis wir es organisiert konnten, die Platte auch zu veröffentlichen. Wir haben es einfach nicht geschafft, uns dabei an die üblichen Arbeitszeiten zu halten, zu denen jeder sonst arbeitet, denn Marc hatte ständig etwas zu tun. Aber wieso "darker"? Das Album heißt doch "New Ground", oder?

Entry: Häh? Seit wann denn das? Zumindest hier in Deutschland heißt es definitiv "darker" und wird auch so vermarktet!

C-TEC: Warte mal... stimmt! Wißt Ihr, "New Ground" war der original Arbeitstitel für das Album im Studio, und den habe ich natürlich immer noch im Kopf. Aber das Album heißt natürlich "darker"!

Entry: Warum hat denn Jonathan Sharpe die Band verlassen?

C-TEC: Er konnte sich mit unserem Label nicht über die Konditionen seiner Mitarbeit in dem Projekt einigen. Er ist meiner Meinung nach wirklich ein netter Kerl, aber er scheint nicht besonders gut gemanaged zu werden. (Irgendwie so etwas hat man bei Sevren Ni-Arb bzgl. Jonathans Arbeit bei Hyperdex-1-Sect auch raushören können..., Anm. d. Verf.)

Entry: Letztes Jahr haben wir mit Dir und Dominique Lallement in Köln ein Interview für COBALT 60 gemacht, wo Du betont hast, daß COBALT 60 Deine neue Band sind. Wie würdest Du demzufolge Eure Zusammenarbeit bei C-TEC beschreiben? Seid Ihr eine Band oder nur ein untergeordnetes Fun-Projekt?

C-Tec

C-TEC: C-TEC ist ein typisches Nebenprojekt, in der jedes Mitglied noch seine eigene Band hat. Aber wenn wir zusammenarbeiten, dann fühlen wir uns so eng verbunden wie eine "richtige" Band. Demzufolge wird es auch Live-Auftritte von C-TEC geben. Wir haben 1996 and 97 schon rund fünfzehn Shows gespielt, und zwar in Belgien, England, Frankreich und den USA. Im Januar 1998 werden wir dann wieder in den USA auf Tour gehen.

Entry: Auf "darker" habt Ihr Euch von dem pumpenden Techno-Sound Eurer Debut-EP weitestgehend entfernt. Wie auch der Titel der Platte schon suggeriert, ist "darker" düsterer als "Let your Body die" - liegt das evtl. an Marc Heal’s Einfluß?

C-TEC: Eigentlich haben wir uns nicht wirklich davon entfernt, denn die Techno-Sounds waren ja in erster Linie in den Remixen zu finden und weniger in den Originalstücken der EP. Aber natürlich hatte Marc einen großen Einfluß auf unsere Weiterentwicklung, wenngleich ich die nicht unbedingt mit dem Wort "düsterer" umschreiben würde. Wenn man sich z.B. den Song "Foetal" anhört, dann ist der Text doch eher positiv, auch wenn die Stimme sehr tief singt: "I was a drop, I was a source, a river, a lake / We’re on the way to being gods...". Das suggeriert eine Reise einem Mehr an Licht entgegen, einem Mehr an allem - und das ist doch das genau Gegenteil von "düster"!

Entry: Für uns teilt sich "darker" in zwei AbschnittEntry: einen aggressiven mit harten Gitarren und schnellen Beats und einen ruhigen, atmosphärischen, der auf recht fragmentarischen, soundtrackartigen Elementen aufbaut. Entspricht dies der Teilung Heal-DeMeyer?

C-TEC: Nein, ich bin kaum in den Schreibprozeß der Stücke integriert gewesen. Das sind die beiden Pole, die Marc und Ged musikalisch ausdrücken wollten, und ich glaube, daß diese beiden Pole sehr gut zusammenarbeiten - so als eine Art Yin und Yang. Ich möchte aber noch betonen, daß im Prinzip auf dem Album keine Gitarren zu hören sind. Es kann sein, daß in "Shift IV" ein Gitarrensample ist, aber das war’s auch.

Entry: Und in "Flowing"? Wir dachten, das wäre ein typischer Gitarrenkracher?

C-TEC: Nein, wirklich nicht. Das haben wir alles mit analogen Synthies gemacht!

Entry: Uff! Aber ist denn diese musikalische Veränderung, die ja in gewissem Sinne also doch stattgefunden hat, der Grund für Eure Namensänderung von CYBER-TEC-PROJECT in einfach C-TEC gewesen? Oder dachtet Ihr vielleicht, daß der alte Name zu trivial sei, da ja heute jeder irgendwie "Cyber" sein will?!

C-TEC: Letzteres war zum Teil der Grund. Aber es hatte auch noch einen ganz praktischen Grund: Wir wollten uns in eine gewisse Distanz zu unserer alten Plattenfirma Cyber-Tec-Records bringen, um Verwirrungen vorzubeugen, da wir nicht mehr mit denen zusammenarbeiten werden.

Entry: Und warum nicht?

C-TEC: Wir wollten Künstlerverträge direkt mit SPV für Europa und mit TVT/WaxTrax! für Amerika haben, da sie die für uns besten Companies sind.

Entry: Was ist denn Eure generelle Einstellung zu diesem ganzen Cyber-Ding, zu der ganzen Cyber-Invasion, die momentan stattfindet?

C-TEC: Für mich ist die Entwicklung jeglicher Art von Kommunikationsmöglichkeit immer ein Schritt in die Richtung von mehr Fortschritt, Wissen und Bewußtsein und sollte demzufolge vorangetrieben werden. Ich denke, daß die Entwicklung des WorldWideWeb global absolut phantastisch ist - es ist eine echte Revolution!

Entry: Rhys Fulber ist ja momentan in einer Phase, in der er unheimlich viele Bands produziert, und jede Band behauptet, daß er eine Art zusätzliches Bandmitglied geworden ist (WALTARI, FEAR FACTORY etc.). Wie groß war sein Einfluß auf Eure Arbeit?

C-TEC: Ich muß gestehen, daß ich nicht viel von seiner Arbeit kenne - noch nicht einmal was FRONT LINE ASSEMBLY betrifft. Ich höre diese Art von Musik nicht. Er war ein paar Stunden mit uns im Studio, ist ein netter Kerl und hatte ein paar coole Ideen. Das ist alles, was ich sagen kann.

Entry: Und wie sieht’s mit HAUJOBB. aus? Was haben die zu "darker" beigesteuert?

C-TEC: Nichts.

Entry: Aber die sind doch auch im Beiheft verewigt...

C-TEC: Ach ja, stimmt. Das Einzige, was ich mir vorstellen kann, ist, daß Marc ein paar Samples von denen verwendet hat, aber mehr ist nicht gelaufen. (Anm.: Wer auch immer dafür verantwortlich ist: Muß man sich dann mit zwei so klingenden Namen schmücken? C-TEC sind doch per se schon ein Projekt der großen Namen!)

Entry: Wie kamt Ihr auf die Idee, bei "Epitaph" einen Text von Dorothy Parker zu verwenden?

C-TEC: Ich bin ein großer Fan ihrer Gedichte und war der Meinung, daß dieses perfekt für den Song wäre.

Entry: Deine Teilnahme an verschiedenen musikalischen Projekten ist ja nahezu inflationär. Waren immer musikalische Gründe dafür ausschlaggebend, oder haben auch finanzielle Aspekte eine Rolle gespielt?

C-TEC: Wißt Ihr, eine der Belohnungen für meine Arbeit mit FRONT 242 ist, daß ich mir in diesem Leben keine Gedanken mehr über Geld machen muß. Ich kann mir also ganz frei aussuchen, was ich machen will, ohne andere Kriterien heranziehen zu müssen. Aber ich werde demnächst nicht mehr in anderen Projekten als meinen eigenen arbeiten.

Entry: Ist es Dir denn einmal passiert, daß Du im Studio gestanden und Dich gefragt hast: "Moment mal, für welche Band singe ich eigentlich gerade?"

C-Tec

C-TEC: Nein, nie. Seht mal, ich arbeite nicht viel. Ich habe mehr als sechs Monate im Jahr Ferien, und wenn ich im Studio bin, dann schlafe ich die meiste Zeit. Aber wenn ich wach bin, dann konzentriere ich mich sehr auf das, was ich gerade mache. (Anm.: Ist dann ja auch kein Problem!)

Entry: Würde es Dir denn Spaß machen, mal für ein Projekt aus einer vollständig anderen Musikrichtung zu arbeiten? Vielleicht mit den drei Tenören (Pavarotti/Carreras/Domingo/DeMeyer)?

C-TEC: Mit denen kann ich mich natürlich nicht vergleichen, auf jeden Fall nicht, was das Gewicht anbetrifft, aber warum nicht? Momentan arbeite ich an einem Cover eines sehr populären französischen Songs, der in der 60ern ein großer Erfolg war - das ist das erste Mal, daß ich ein Cover mache. Eine ganz andere Herangehensweise und sehr interessant!

Entry: Speziell für viele Teenager warst/bist Du ein Idol. Hattest Du in Deiner Jugend auch Idole, oder hast Du vielleicht immer noch welche?

C-TEC: Musikalisch waren meine Idole LEONARD COHEN, KRAFTWERK, HARRY BELAFONTE, SUICIDE und WIRE. Allgemein waren es viele französische Humoristen, einige meiner Lehrer und Eddy Merckx.

Entry: Und was hat Dich in Deiner Jugend stark berührt oder beeinflußt?

C-TEC: Wie leicht viele Menschen für ihr Aussehen oder was sie sagen verurteilt und ein für allemal in Schubladen gesteckt werden.

Entry: Wann hattest Du denn zum ersten Mal Kontakt mit Musik? Warst Du schon immer ein Musik-Junkie oder hast Du als kleiner Junge lieber Fußball gespielt?

C-TEC: Ich habe schon früh angefangen, Musik zu mögen, da meine Vater eine Sammlung von Schallplatten aus ganz verschiedenen Stilrichtungen hatte. Ich war aber niemals abhängig von Musik - ich habe immer lieber gelesen -, aber KRAFTWERK haben mich für die Musik aufgeweckt. Und dann natürlich die Punk-Revolution! Nebenbei: Ich habe nicht Fußball, sondern Handball gespielt!

Entry: Wie sieht denn Deine Zukunft aus?

C-TEC: Keine Ahnung, aber ich werde sie bestimmt lieben! Mit C-TEC werden wir zusammenarbeiten, bis entweder wir oder unsere Zuhörer sich langweilen.

Entry: Und was kann man von Deinen anderen Projekten erwarten?

C-TEC: Alles wird so lange weiter laufen wie ich daran arbeiten kann und wie es mir Spaß macht.

Entry: Und zum Schluß noch die unvermeidliche 242-FragEntry: Als wir damals in Köln miteinander sprachen sagtest Du, das Kapitel FRONT 242 sei ein für allemal vorbei, aber jetzt gebt Ihr wieder Konzerte zusammen. Wie kommt’s? Und wird es vielleicht auch wieder neues Material von 242 geben?

C-TEC: Es gab so viele Anfragen für Konzerte, daß wir sie nicht länger ignorieren konnten. Wir haben uns also getroffen und waren erstaunt festzustellen, daß wir vier übereinkamen, wie wir damit umgehen sollten. Ich war überrascht, daß die Magie von 242 nach so vielen vergangenen Jahren, seit wir das letzte Mal zusammengearbeitet haben, noch immer da war. Außerdem hat die Zeit die meisten der Wunden der Vergangenheit geheilt und es macht uns wieder Spaß zusammenzuarbeiten, vielleicht sogar mehr als je zuvor. Aber ich muß vorsichtig mit der Zukunft von 242 umgehen: Alles, was ich sagen kann, ist, daß alles möglich ist.

Entry: Das macht natürlich Hoffnung! Danke, viel Glück für die Zukunft und viel Erfolg und Spaß mit Deinen Projekten!

C-TEC: Danke und dasselbe für Euch!

Z + 2xR